Was ist Denken?

… elektrische Signale und Muskulatur …

Denken hat mit Sprache zu tun. Ein Wort ist etwas Gedachtes, und es ist Abstraktion.

Im engeren Sinne ist Denken: Zusammenhänge herstellen, Schlüsse ziehen, vergleichen, unterscheiden, gedanklich vorwegnehmen, vorstellen, untersuchen, analysieren, Überlegungen anstellen, um Ziele zu erreichen.

Im weiteren Sinne ist Denken Bewusstsein, das heisst, eine Vorstellung/Idee des Körpers haben, beziehungsweise, von dessen Empfindungen, Wahrnehmungen, Gefühlen, beziehungsweise den Gegenständen (Objekten), die mit diesen verbunden sind.

Denken ist nicht die Empfindung, oder den Gegenstand selber, sondern verweist auf sie: Denken heisst, eine – sprachliche oder bildliche – Vorstellung oder Idee sowohl des Gegenstandes (Objektes) haben, den man empfindet, wahrnimmt, fühlt, als auch des Empfindens, Wahrnehmens, Fühlens selber.

Ist der Mensch Ich, Bewusstsein, das heisst, sich selber, durch Denken, oder Empfinden?

Auch das höhere Tier ist durch Empfindung und Wollen sich selber. Aber der Mensch ist es durch Denken in einem viel weiteren Sinn, da sein Empfinden sprachlich geschieht, und im Raum stattfindet; Raumempfinden ist eine Leistung des Denkens: es entsteht durch die Idee des Körpers. Der Mensch verfügt in gewisser Weise über die Wahrnehmung, Empfindung, Gefühl, kann sie durch die sprachliche (denkerische) Verfügbarkeit „handhaben“, wozu auch Erinnerung gehört.

Jemand könnte vorbringen, der Mensch sei Ich, habe Bewusstsein, auch ohne Empfinden. Die Materie ist uns allerdings nicht durch das Denken gegeben, sondern durch das Empfinden – also müsste jener behaupten, das Ich sei ohne Materie. Dass das Ich ohne Körper existiere, ist allerdings eine gewagte Behauptung.

Durch die Empfindung (zum Beispiel angenehm, unangenehm, Lust, Schmerz, Angst, süss, rau, dunkel) ist ein Lebewesen sich selbst, und sein Körper.

Gibt es etwas, das das Bewusstsein nicht ist?

Ja, dasjenige, dessen ich mir bewusst sein könnte, es aber nicht bin; oder das, was mich selber bestimmt, dessen ich mir aber nicht bewusst bin. Insofern man das Bewusstsein als nicht räumlich ausgedehnt betrachtet, könnte man sagen, es sei nicht die Materie (Körper), die räumlich ausgedehnt ist.

Das Objekt des Bewusstseins ist der eigene Körper, und dessen Empfindungen, und Objekte. Die Mathematik allerdings, oder die Sprache wird man nicht im eigenen Körper finden. Auch das, was der Mensch durch sein Denken geschaffen hat, zum Beispiel die materiellen Güter und Produktionsmethoden, die sich im Verlauf der Geschichte akkumulieren, und die die Gesellschaft, und den Staat bestimmen, wird man nicht im eigenen Körper finden.

Subjekt und Objekt

– Subjekt ist das, wovon etwas ausgesagt wird. Oder es ist das Handelnde, Aktive dem etwas Passives, oder Betroffenes – das Objekt – gegenübersteht. Im Allgemeinen gilt das handelnde, denkende, empfindende Ich als Subjekt.

– Objekt ist das, was etwas anderes spezifiziert. Oder es ist das Passive, Betroffene das einem Handelnden, Aktiven, Wahrnehmenden ausgesetzt ist. Im Allgemeinen gilt das Ich als Subjekt, und das Nicht-ich als Objekt.

Die Bezeichnungen Subjekt und Objekt drücken eine Art der Beziehung aus. In einem sprachlichen Satz ist meist eindeutig bestimmbar, was Subjekt und Objekt ist, nicht aber in der realen Welt, die durch die Sprache ausgedrückt werden soll. Schliesslich bedeutet Subjekt das Handelnde, Aktive, dem etwas Passives, oder Betroffenes – das Objekt – gegenübersteht. Darum kann Gott (die Gottperson) für den Gläubigen niemals Objekt sein – es sei denn, er bitte ihn gerade um etwas, oder wünsche von ihm etwas. Und der Mensch möchte als Subjekt nicht als Objekt angesprochen, und behandelt werden, das heisst, als ein eigenständiges, selbstbestimmtes Wesen.

Einzelne Empfindungen können als Objekt betrachtet werden, aber nicht das Bewusstsein

Als Subjekt gilt etwas Handelndes, Aktives zu dem etwas Passives, oder Betroffenes – ein Objekt – gehört. Das heisst, als Subjekt gilt insbesondere das eigene wollende Ich.

Bewusstsein ist grundsätzlich das Empfinden des Körpers. Da beim Menschen die einzelnen Empfindungen mit Vorstellung, Idee, Sprache verbunden sind, bin ich mich ihrer bewusst – und insofern bestehen sie als Objekt. Das Bewusstsein – das Empfinden selber, oder die Gesamtheit der Empfindungen – kann allerdings nicht Objekt sein, da von ihm nicht (wie von einzelnen Empfindungen) abstrahiert werden kann: das Bewusstsein kann nicht weggedacht werden, sonst habe ich das Bewusstsein verloren, das heisst, bin ohnmächtig geworden, im Schlaf, oder tot, das heisst, ich bin nicht mehr. Und was sollte Subjekt sein, wenn das Bewusstsein Objekt wäre? Mein Ich kann nicht das Subjekt des Bewusstseins sein, weil Bewusstsein die Voraussetzung meines Ichs ist. Dass Ich und Bewusstsein nicht das gleiche sind, kann daraus erkannt werden, dass der Ausdruck Nicht-ich einen Sinn ergibt, nicht aber der Ausdruck: Nicht-Bewusstsein; im Ausdruck „das Ich“ ist der eigene Körper eigentlich mitgedacht, in „Bewusstsein“ hingegen nicht unbedingt.

Inwiefern ist eine Empfindung Subjekt, und inwiefern Objekt?

Wenn ich empfinde – zum Beispiel bitter, süss, kalt, warm, Angst, Schmerz, Lust – dann bin ich diese Empfindung, andererseits aber kann ich sie von mir unterscheiden, weil sie mit einer Vorstellung, oder Idee verbunden ist, das heisst, ich mich ihrer bewusst bin – und insofern besteht sie als Objekt.

Im Verhältnis zu dem, was mir die Empfindung (das Gefühl) gibt, kann ich mich als Subjekt, oder Objekt auffassen: Wenn ich zum Beispiel eine Aprikose esse und empfinde – ist sie dann Subjekt, oder bin ich es? Wenn ich ihr Empfinden (Schmecken) als ein Aufnehmen, Empfangen auf-mich-wirken-Lassen betrachte, dann würde ich sie doch mit Recht als Subjekt betrachten, und mich als Objekt. Wenn ich mich selber hingegen quasi als die Ursache des Empfindens betrachte, dann bin ich das Subjekt. Insofern ich die Aprikose einfach als räumlich von mir abgetrennten Gegenstand wahrnehme, ist sie Objekt.

Kann ein Ich und ein Nicht-ich unterschieden werden?

Das Empfinden, Fühlen, Denken, Bewusstsein kann wohl nicht als Nicht-ich bezeichnet werden. Als Nicht-ich könnte das räumlich abgetrennte Objekt, das uns die Empfindung gibt, bezeichnet werden. Beim Empfinden, Fühlen gibt es etwas, das uns diesen Zustand gibt, beim Denken und Wollen hingegen fühlen wir uns selber als Subjekt.

Das Sein, oder die Wirklichkeit ist ein Zusammenschluss von Materie und Geist

es ist also nicht etwas, das eine materielle (räumliche) Grenze hat: es hat deshalb auch keinen Sinn, nach einer Ursache, einem materiellen, oder räumlichen Anfang zu suchen. Anders ausgedrückt ist das Sein unendlicher Zusammenhang, unendliche Möglichkeit, unendliche Unterschiedenheit (Vielfalt). Es hat deshalb auch keinen Sinn nach einem zeitlichen Anfang zu suchen.

Zum besseren Verständnis muss ich vielleicht noch daran erinnern, dass Geist keine – räumliche – Ausdehnung besitzt, Materie hingegen räumlich ausgedehnt ist (ist eine Erkenntnis Descartes‘).

Im menschlichen Bewusstsein ist die Verbindung von Materie und Geist einerseits so „eng, enger geht’s nicht“ (nach einer Formulierung Descartes‘), andererseits definiert die Unterscheidung von Materie und Geist das Wesen des Menschen, denn es besteht darin, dass es für ihn einen klaren Unterschied gibt zwischen etwas geistig Vorhandenem und etwas materiell Vorhandenem (zum Beispiel ist ein Apfel im Geiste nicht ein realer Apfel).

Jene, die ihr Bewusstsein als eine abstrakte Entität (Seele) betrachten, die im Grunde genommen ohne Zusammenhang mit dem Körper, aus sich selber bestehe, oder direkt von einer Gottperson stamme, haben eine Einstellung zur Materie – und überhaupt zur Wirklichkeit – in der sie zum vornherein das Absolute sind; was, wie ich denke, nicht ohne Einfluss auf ihre Sexualität ist: denn bei dieser besteht die gegenseitige Erfüllung im Aufnehmen, Empfangen, auf sich wirken lassen – nicht im Wollen, oder einer Machtposition.

Was ist das Sein – die Wirklichkeit?

Es ist für den Menschen zuallererst Bewusstsein (Denken, Geist); insofern habe ich keine andere Meinung als René Descartes: denn ohne Bewusstsein (Denken) bin ich nicht.

Unser Bewusstsein schliesst allerdings das räumlich Existierende (das Körperliche, Materielle) nicht aus, sondern ein: Sind wir uns doch des körperlich Ausgedehnten und des nicht körperlich Ausgedehnten gleichermassen ganz selbstverständlich bewusst.

Da Bewusstsein nicht körperlich ausgedehnt ist, kann es nicht gegen etwas Körperliches abgegrenzt sein; die körperliche Abgrenzung gegen andere Körper besteht nur durch den eigenen Körper – das Bewusstsein, das Sein, oder die Wirklichkeit ist also grundsätzlich unendlich.

Wie steht es mit dem Bewusstsein einer Gottperson? Bei ihr wäre Bewusstsein völlig ohne Bezug auf Körperlichkeit vorhanden – denn es wird gesagt, sie sei rein geistig.

Wie verhält sich Bewusstsein zu Wollen (Willen)? Beim Menschen ist dieses klar durch den Selbsterhaltungstrieb des Körpers gegeben. Wie aber ist das bei einer Gottperson, die rein geistig sei? Wodurch kann das Wollen von etwas rein Geistigem geleitet sein? Wie kann Wollen bei einer Gottperson vorhanden sein, bei der es doch völlig undenkbar ist, dass es bei ihr etwas geben könnte, das nicht von jeher in ihrem unendlichen Bewusstsein gewesen wäre: dass Macht über etwas anderes, in irgendeiner Art Traktandum einer allmächtigen Gottperson sein könnte, ist ein Widerspruch in sich selber!

Natürlich kann man sich fragen, was unendliches Bewusstsein (Geist) noch mit einer Person zu tun habe – dies umso mehr als Person-sein ohne Bindung an ein Wollen wohl undenkbar ist.

Meine Auffassung des Göttlichen ist meine Auffassung der Wirklichkeit

Wenn für mich kein Unterschied besteht zwischen dem Göttlichen und der Wirklichkeit, dann ist das Erfassen der Wirklichkeit das Erfassen des Göttlichen.

Wenn für mich die Wirklichkeit etwas ist, das von einem Gott (rein geistige, wollende, allmächtige Person) erschaffen wurde, dann ist sie wie ein Ding, abgegrenzt, nicht unendlich, ausserdem willkürlich.

Wirklichkeit

Unter Wirklichkeit verstehe ich das, was ist bzw. sein kann oder was wir sind und worin wir sind. Zur Wirklichkeit zähle ich auch Träume, Einbildungen, Lü­gen und Fantasien, ebenso das Mögliche, ja sogar die Leere und das Nichts, dies umso mehr, als es Gegenbe­griffe sind. Es kann nicht etwas Nicht-Wirkliches geben; aber es gibt Ideen, die mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmen und Ideen, die mehr oder weniger Sein enthalten.

Die Wirklichkeit – oder das Sein – ist unendlicher Zusammenhang, unendliche Möglichkeit, unendliche Unterschiedenheit (Vielfalt).