Ausgangspunkt jedes Menschen ist dessen Bewusstsein, aber Bewusstsein ist nicht nur etwas quasi Technisches, sondern verbunden mit der Deutung des eigenen Seins: mit Inhalten, Antrieben, Strebungen, Wünschen, Vorstellungen, Ideen, Gedanken. Und dem kann man ‘Geist’ sagen. Merkmal eines Geistwesens ist nicht nur, dass es Subjekt ist, das durch seine Wahrnehmung Objekten gegenübersteht, sondern, dass es diese auf eine bestimmte Weise auffasst. Man könnte also sagen: Geist = Auffassen der Wirklichkeit.
Verneinung der Wesenseinheit des eigenen Seins mit dem – unendlichen – Sein
Die Vorstellungen, Ideen oder Wahrnehmungen in denen ich lebe, bilden mein eigenes Sein, entweder als Erfassen des Seins oder eingeschränkt als selektive Wahrnehmung, Widerspruch, Lüge oder Illusion. Mit den Vorstellungen, Ideen und Wahrnehmungen sind mehr oder weniger Gefühle verbunden. Nimmt jemand an, dass der Mensch zu selektiver Wahrnehmung, Widersprüchen, Lügen oder Illusionen greift, um sich durch sie schlechter zu fühlen? Das Problem ist, dass diese Methode, sich gut zu fühlen, zu Lasten der anderen Menschen geht.
In welches geistige Konzept ist das eigene Wollen eingebettet?
Oder in welches geistige Konzept ist das Wollen zum Beispiel der USA eingebettet? Wollen heisst, Streben nach einem Realisierungsakt.
Ein geistiges Konzept, in dem ich mich – oder meine Gruppe – für das Absolute halte, wird ein anderes Wollen hervorbringen als ein geistiges Konzept, in dem mein Inhalt mit dem Aufnehmen, Empfangen, Einsehen, Wahrnehmen, Auf-mich-wirken-lassen der anderen Menschen und des Kosmos zusammenhängt: Es macht einen Unterschied, ob ich mich selber bzw. meine Gruppe für das Absolute halte oder die Zusammenhänge des Seins.
Wenn ich mich selber als Teil des unendlichen Seins verstehe und mit den Sternen, Pflanzen, Tieren und Menschen durch meinen Geist verbunden, dann wird das einen Einfluss auf mein Wollen haben. Oder wenn ich unter Spiritualität verstehe: Das Geheimnis, die Tiefe, den Reichtum und die Zusammenhänge des Kosmos in sich aufnehmen, dann wird das einen Einfluss darauf haben, wie ich mir meinen Realisierungsakt vorstelle.
Zwei Auffassungen des Göttlichen
– Das Göttliche wird als Person aufgefasst, die etwas hervorbringt, das vorher nicht da war: Das heisst, Geist wird als Wille und Macht aufgefasst.
– Das Göttliche wird als das – unmittelbar – Gegebene aufgefasst und sein Erfassen ist das Erfassen des Seins, das als unendlicher Zusammenhang, unendliche Möglichkeit, unendliche Vielfalt (Unterschiedenheit) verstanden wird.
Inwiefern sind wir mit dem Göttlichen verbunden und inwiefern davon abgegrenzt?
Je nachdem, welche von den oben genannten Auffassungen wir haben, wird die Antwort verschieden ausfallen: Wenn Geist oder das Göttliche ‘Wille und Macht’ ist, dann besteht meine Verbindung zu ihm durch Unterwerfung, Glaube und Hoffnung. Wenn das Göttliche hingegen im unmittelbar Gegebenen der Menschen und des Kosmos besteht, dann besteht die Verbindung mit ihm im Erfassen dieses Seins und es sind Widersprüche, Lügen und Illusionen, die mich an der Vereinigung mit ihm hindern. – Besteht der Zusammenhang zwischen Geist und Materie nur im Willen bzw. Macht, das heisst, dass das eine dem anderen befehle? Für eine rein geistige Gottperson kann man das bejahen.
Die Unterscheidung der Idee von ihrem Gegenstand
Die Idee (Vorstellung, Wort, Begriff) kann von ihrem Gegenstand insofern unterschieden werden als sie nulldimensional ist und das, worauf sie sich bezieht zwei- oder dreidimensional – was meistens der Fall ist. Wenn es sich beim Objekt der Idee um etwas Zwei- oder Dreidimensionales handelt, kann die Idee nicht widersprüchlich, lügenhaft oder illusionär sein – wenn sie das Objekt erfassen will.
Wenn das Objekt einer Idee nulldimensional ist, wie kann dann auf seine Existenz geschlossen werden? Es gibt nur die Möglichkeit vom Zwei- bzw. Dreidimensionalen auszugehen und zu statuieren, seine Ursache sei etwas Nulldimensionales (rein Geistiges). Das Handicap dieser Art Begründung ist, dass durch sie die Zusammenhänge der Wirklichkeit in gewisser Weise bedeutungslos werden beziehungsweise das Dreidimensionale (Materie) zu einer Wirklichkeit aus zweiter Hand gemacht wird.
Was ist der – geistige – Inhalt des Menschen, insofern Menschen und Kosmos als Gegenstand von Willen und Macht existieren?
Den Zusammenhang von Geist und Materie auf ein Willens- oder Machtverhältnis zu reduzieren, kann am radikalsten dadurch realisiert werden, dass ein nulldimensionales – rein geistiges – Objekt zur Ursache der Materie statuiert wird, das heisst, eine rein geistige Gottperson.
Die – geistige – Orientierung an einem Merkmal, das nur die eigene Gruppe hat, gibt die Möglichkeit, sich für etwas Besseres zu halten als die Aussenstehenden und Macht über sie zu legitimieren. Natürlich kann man sich fragen, was das für eine Mentalität sei, die ihre Freude und ihren Lebensinhalt daraus hat, etwas zu haben, was die anderen nicht haben und daraus Machtansprüche über sie abzuleiten.
Hat Satan ein geistiges Konzept? Wie fasst er die Realität auf? Jedenfalls spaltet er sie auf: Er grenzt sich gegen die anderen Menschen ab – was ja klar ist, da sein Ziel ist, sie zu betrügen und auszunehmen. Das unüberbietbare Meisterstück Satans wäre es, ein geistiges Konzept zu schaffen, das vorgibt, vom Höchsten und Wertvollsten zu handeln, aber nur den Menschen und den Kosmos aufspaltet und sie herabwürdigt.
Hat die Gottperson ein geistiges Konzept? Wie fasst sie die Realität auf? Was für eine Vorstellung (Idee) hat sie von der Realität und wie geschieht ihre Wahrnehmung? Man könnte das für dumme Fragen halten, weil der Geist der Gottperson – unendliches Bewusstsein – zusammen mit Allmacht identisch mit der Realität sein muss. Andererseits – aus der jüdischen Religion zu schliessen – scheint die Gottperson sogar ein politisches Konzept zu haben, da sie die Abstammung der Juden den anderen Abstammungen vorzieht. Aus diesem Grund konnte Mohammed, der kein Jude war, das geistige – oder politische – Konzept dieser Gottperson nicht übernehmen. Jesus war zwar Jude, aber sein Geist stimmte nicht überein mit einer Gottperson, die die Menschheit gespalten auffasst.
Nach welchem Realisierungsakt strebt die jüdische Gottperson? Die Frage stellt sich prägnanter als bei der christlichen und muslimischen Gottperson, weil die jüdische Gottperson die Menschheit aufspaltet. Jedenfalls gehört zum Realisierungsakt der jüdischen Gottperson, dass die Juden unter Geist und Religion verstehen, eine Wesenseinheit mit einer Gottperson zu machen, die die Menschheit aufspaltet und dass sie sich mit dem Göttlichen – das heisst, dem höchsten Gut – durch die eigene Abstammung verbunden fühlen.
Nach welchem Realisierungsakt strebt Satan? Da der Ausgangspunkt Satans die Aufspaltung ist, kann der Realisierungsakt nicht darin bestehen, dass die Menschen oder die Welt in ihm vereinigt sind. Hat Satan Kleinkindmentalität oder ist er mehr ein Kleinbürger? Das Kleinkind freut sich, wenn es etwas hat, das der andere nicht hat und der Kleinbürger hat seine Freude daraus, in einer eingegrenzten Wirklichkeit zu leben.