wo liegt da die Logik? Die Logik könnte darin liegen, dass die Beweismittel nicht vorhanden sind. Immerhin sind verbale Anschuldigungen – selbst wenn sie von staatlichen Instituten stammen – etwas anderes als Gewebeproben, Informationen zur chemischen Formel, und Ergebnisse einer durchgeführten Spektralanalyse bezüglich des behaupteten Giftstoffes mit Datum, Ort, und Unterschriften versehen.

Kommt hinzu, dass das – behauptete – Beweismittel (Flasche mit Nowitschok kontaminiert) aus dem Land entwendet wurde, in dem die Vergiftung passiert sei. Was doch eine strafbare Handlung bedeutet! Transportiert wurde das «Beweismittel» durch Maria Pewtchich: «Am 17. September stellte Alexei Nawalny das Video seiner Gefolgsleute ins Netz, in dem zu sehen ist, wie mehrere Personen sein Hotelzimmer durchsuchen und drei in Tüten eingewickelte Flaschen gegen den Willen der Hoteldirektion in einen Sack packen. Diese wurden dann später von der britischen Staatsbürgerin Maria Pewtchich mit einer Sondermaschine nach Deutschland verfrachtet. Laut BND-Chef Bruno Kahl handelte es sich bei dem gegen Nawalny eingesetzten Nervengift um eine „härtere“ Variante als das bisher bekannte Nowitschok.»
«Pevchikh wohnte wie andere Teammitglieder im selben Hotel wie Nawalny, gemunkelt wurde, sie könnte auch eine Beziehung zu ihm haben. Jedenfalls flog sie nicht mit Nawalny mit, sondern blieb in Tomsk und fuhr dann nach Nowosibirsk, um von dort nach Omsk zu fliegen und dann zusammen mit Nawalny und seiner Frau in dem deutschen, von Cinema for Peace finanzierten Rettungsflugzeug nach Berlin zu fliegen. Nachdem die deutschen Ärzte Nawalny im Krankenhaus besucht und die behandelnden russischen Ärzte keine Bedenken mehr wegen seines gesundheitlichen Befindens äußerten, verzögerte sich aber der Abflug noch um einige Zeit. Als Grund wurde genannt, dass die Crew „gesetzliche Ruhezeiten“ einhalten musste.
Möglicherweise wurde aber auch auf Pevchikh gewartet. Sie nämlich könnte die Wasserflaschen aus dem Hotel, verpackt in Plastiktüten, gebracht und mit nach Berlin genommen haben.»
https://www.heise.de/tp/features/Nawalny-Maria-Pevchikh-Pewtschich-im-Visier-4906095.html
Bemerkungen:
– Nowitschok im Fall Nawalny scheint etwas anderers zu sein als im Fall Skripal: dort waren Spezialanzüge gegen Chemiewaffen nötig, um nicht kontaminiert zu werden, im Fall Nawalny hingegen transportiert Maria Pewtchich eine mit Nowitschok präparierte Flasche in einer Plastiktüte.
– Mich hätte auch wundergenommen wie schnell das Gift Nowitschok wirkt, denn von Nawalnys Abreise vom Hotel bis zu seinem Flug vergingen doch sicher einige Stunden; und die besagte Flasche wurde von seinen Kollegen im Hotel sichergestellt.
– Die Ärzte im Omsker Krankenhaus haben im Körper Nawalnys kein Nowitschok festgestellt. Gemäss Untersuchungen eines Spezial-Labors der Bundeswehr sei Nawalny aber mit diesem Nervenkampfstoff vergiftet worden. Nehmen wir an, die russischen Behörden (inkl. Ärzte) hätten über den Befund Nawalnys gelogen, dann wären sie doch wahnsinnig gewesen, ihn nach Deutschland ausfliegen zu lassen.
– Russland hat zwar die Fähigkeit Hyperschallwaffen hervorzubringen, aber dessen Regierung – sie wird ja des versuchten Mordes bezichtigt – hätte völlig darin versagt, einen unbedeutenden Oppositionspolitiker aus dem Weg zu räumen: sie hätte versucht, ihn mit Novitschok zu vergiften, und ihn dann nach Deutschland ausfliegen lassen.