Gruppenorientierung oder Sachorientierung?

Entscheidend für das Auffassen der Realität ist, ob die Bereitschaft zur Sachorientierung vorhanden ist oder ob sie fehlt. Warum sollte sie nicht vorhanden sein? Oder anders gefragt: Warum soll sich eine Gruppierung oder Staat von anderen Bevölkerungen oder Staaten abgrenzen? Sie können nicht Macht über andere gewinnen, wenn Sie dem Guten ‘gut’ sagen und dem Schlechten ‘schlecht’ oder dem Wahren ‘wahr’, denn dadurch sind Sie am Gleichen orientiert wie die anderen – Macht aber bedeutet Abgrenzung: Sich über die anderen stellen, Verneinung ihres eigenständigen Seins und die Haltung von Rechtsungleichheit. Wenn die Übereinstimmung von Idee und Gegenstand (Wahrheit) durch eine gesteuerte Zuordnung von Idee und Gegenstand ersetzt wird, verlieren die Menschen ihren Zusammenhang: sie werden entweder zu solitären, politisch apathischen Individuen oder zu Gruppenobjekten mit gesteuertem Inhalt.

Ist der Exzeptionalismus der USA Gruppenorientierung oder Sachorientierung?

Exzeptionalismus heisst, gegenüber den anderen Bevölkerungen und Staaten eine Sonderstellung oder übergeordnete Stellung einnehmen – wie kann diese begründet werden? Gleich wie Imperialismus oder Kolonialismus? Ihre Vertreter können sich nur auf ihre Gruppierung nicht auf eine Sache stützen, die sie mit den anderen Bevölkerungen und Staaten verbindet. Politische Akteure und private Individuen, die auf ihre Gruppe und nicht auf die Sache orientiert sind, neigen dazu, sich einem offenen Austausch mit Andersdenkenden nicht zu stellen und ihnen ein öffentliches Podium zu verweigern – was eigentlich klar ist, weil Gruppenorientierung, die der Sachorientierung entgegengesetzt ist, eine unilaterale Sache ist, durch die ihre Angehörigen ignorante Parteigänger werden, die alles abstreiten müssen, was nicht Parteimeinung ist. Da eine offene Diskussion die Schwächen der Gruppenorientierung offenbar machen würde, bleibt nur, jene schlecht zu machen, die sich der Gruppenorientierung nicht unterwerfen wollen.

Was verstehen USA & Israel unter Geist oder Realität?

Verstehen sie unter Geist ein Auffassen der Wirklichkeit, das sie würdigt oder das sie herabwürdigt? Kann es sich um Würdigung des Seins handeln, wenn ein Staat oder eine politische Gruppierung den Staaten oder Bevölkerungen der Welt die Rolle zuweist, in Demut und Unterwerfung um sie herumzutanzen? Was für eine Auffassung der Wirklichkeit hat eine politische Gruppierung – z.B. die US-Neocons – wenn sie der Ansicht ist, sie stehe über anderen Menschen oder Staaten? Sie fasst die Wirklichkeit als gespaltene auf: Auf der einen Seite sie und auf der anderen Seite Objekte (Menschen oder Staaten), denen das Recht auf ein eigenständiges Sein abgesprochen wird, weil diese Gruppierung die Ressourcen und Arbeitskraft der Staaten und Bevölkerungen der Welt als ihre potentiellen Assets (Vermögenswerte) betrachtet. Die Abgrenzung kann erfolgen aufgrund eines Gottes, der die eigene Gruppierung über die anderen gestellt habe oder aufgrund der Abstammung oder einfach als Gruppierung, die Macht über den Rest der Welt beansprucht. Der Gegensatz dazu wäre, die Wirklichkeit oder das Sein als Einheit aufzufassen, das heisst, der Mensch fasst sich nicht – via Zugehörigkeit zu einer Gruppierung – als das Absolute auf: Er betrachtet als Grundlage seiner Existenz die – unendlichen – Zusammenhänge der Wirklichkeit, nicht eine Gruppierung bzw. die Zugehörigkeit zu ihr; simpel ausgedrückt: nicht Gruppenorientierung, sondern Sachorientierung. 

Wenn Lust, Freude, Befriedigung, Selbstwertgefühl, Sinn und Selbstverständnis aus der Abgrenzung gegen andere Bevölkerungen und Staaten kommen, was soll dann Gegenstand von Respekt, Achtung, Ehrfurcht sein? Die – unendlichen – Zusammenhänge der Wirklichkeit können es nicht sein. Als was existiert der andere Mensch für mich, wenn ich – durch die Haltung, die ich zu ihm einnehme – ihn nur eingeschränkt wahrnehme? Er bildet nur eingeschränkt meinen Inhalt – was vielleicht gerade das Ziel ist.

Macht – eine Möglichkeit das eigene Sein seines unendlichen Zusammenhanges zu berauben

Indem ich zu einem anderen Menschen die Haltung der Macht einnehme, konstituiert dessen Sein, mein eigenes Sein nur in einer reduzierten Weise: Ich bin bei ihm in einer distanzierten, kanalisierten, kalkulatorischen Weise, in der ich mich als Ursache von ihm fühle: Das eigene Existieren wird – via ‘Ursache des anderen sein’ – als eigener Realisierungsakt oder anders ausgedrückt als Ergebnis des eigenen Willens empfunden. Indem ich mit einem reduzierten – oder herabgewürdigten – Sein eine Einheit mache, wird die Identität (Wesenseinheit) des eigenen Seins mit dem – unendlichen – Sein ausgehebelt.

Nicht vergessen dürfen wir, dass, mit einem reduzierten oder herabgewürdigten Sein eine Einheit zu machen, mit Falschheit verbunden ist. Die Gründe dahinter können sein: Angst vor dem eigenen – unendlichen – Sein, skrupelloser Ehrgeiz, Arroganz oder der Wunsch, das eigene eigenständige Sein durch Gruppenorientierung aufzuheben.

Welche Mentalität ist verbunden mit der Eingrenzung von Geist?

Wenn für den Menschen Gott nicht das Sein ist, dann trennt er, was er selber ist, d.i. das, wovon er abhängt und womit er zusammenhängt, von der Wirklichkeit, er veräußerlicht es und macht so Gott zu einem Objekt, einem Bildnis.

Die Trennung von Gott und Sein war ein Akt der äußersten Geistlosigkeit, die Atmosphäre, in der sie voll­zo­gen wurde, die der ver­dorben­sten Charak­tere. Nicht die gewaltige, un­erhörte, unendliche Wirklichkeit, das Sein durch ihr Erfas­sen war der Mittelpunkt ihres Denkens und Fühlens, sondern ihre Person ohne die Wirklichk­eit – ihre eitle, leere Nich­tigkeit, Geltungs- und Macht­gier, Verlogenheit, Vor­täuschun­gen, Verstellungen, Ränkespiel und Intrigen.

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