Der westliche Medien-Konsument ist sich gewohnt, in der Zeitung zu lesen, im Radio zu hören und im Fernsehen zu sehen, dass die USA daran seien, Russland, China und den Iran einzudämmen. Was versteht der westliche Medien-Konsument darunter? Wirtschaftliche Unterdrückung dieser Staaten zum eigenen Vorteil? Oder versteht er darunter, dass sich Russland, China und der Iran Macht über andere Staaten anmassen, um den Rest der Welt daran zu hindern, eigenständige, souveräne Staaten zu sein und dass deshalb die USA einschreiten müssten, um die Rechtsgleichheit und Souveränität der Staaten dieser Welt zu gewährleisten?
Der westliche Tagesschau-Konsument hat nichts gegen Widersprüche, solange er der Meinung sein kann, er könne von der Dollarherrschaft profitieren: Er ist bereit, Folgendes zu glauben:
– Indem die USA – via West-Putsch 2014 – die Ukraine zu de facto-NATO-Land machten, haben sie die Ukraine sicherer gemacht.
– Es ist nicht der Plan der USA (bzw. der NATO) indem sie ihre Grenzen bis an die Grenzen Russlands erweitert haben, in einem nächsten Schritt, auch Russland unter die eigene Macht zu bringen.
– Dadurch, dass die USA die ganze Welt zu USA- bzw. NATO-Land machen – das heisst, ihren Machtbereich um Russland, China und den Iran erweitern – wird die Sicherheit der ganzen Welt auf das höchstmögliche Mass erhöht und es gibt keine Ausbeutung anderer Staaten mehr.
– Das aussenpolitische Ziel der USA ist es, das Streben der Staaten dieser Welt nach Eigenständigkeit und Souveränität zu unterstützen, weil nur auf diese Weise Demokratie herrschen kann.
Was versteht der westliche Tagesschau-Konsument unter Sicherheit?
Wirtschaftliche Sicherheit, Rechtssicherheit oder die Sicherheit, dass ihm nicht sein Haus zerbombt wird? Und als Garanten dafür sieht er die Politik der USA – über die er in seinem Medium sozusagen nie ein kritisches Wort hört. Involviert oder verstrickt sein in die Interessen der Welt-Hegemonie versprach bis anhin ein gutes Leben – aber der Krug geht zum Brunnen bis er bricht. Der westliche Tagesschau-Konsument und die Hegemonie in deren Welt er sich geistig bewegt, sind immer noch der Meinung, sie seien die Esel-Treiber und der Rest der Welt – Russland, China, Iran zum Beispiel – seien der Esel, den man vor sich hertreibt; aber immerhin handelt es sich um einen Esel-Treiber mit dem Bewusstsein ethischer Überlegenheit gegenüber 90% der Weltbevölkerung. Um den Kontakt zur Wirklichkeit nicht zu verlieren, wäre der westliche Tagesschau-Konsument gut beraten, sich den Spruch zu Herzen zu nehmen: Manchmal meint man, man sei der Eseltreiber, dabei ist man der Esel.
Wie realisiere ich meine Sicherheit, wenn ein anderer Staat Macht über mich haben will?
Was ist davon zu halten, wenn ein Staat der Ansicht ist, er könne sich nur sicher fühlen, wenn er die anderen im militärischen und finanziellen Griff hat? Sicherheit kann in diesem Fall nicht auf der Basis gegenseitigen Respekts oder gegenseitigem Interesse basieren.
Die Frage der Sicherheit stellt sich nur dann, wenn es eine Bedrohung für die eigene Eigenständigkeit oder Souveränität gibt. Bei Staaten, die sich sicher sind, dass der andere nicht Machtansprüche zu Lasten des eigenen Staates durchsetzen will, stellt sich die Frage der Sicherheit nicht: sie stellt sich nicht bei Staaten, die sich in gegenseitigem Respekt oder Freundschaft verbunden wissen.