
Für die Clan-Ethik ist das Wertvolle der eigene Clan, der abgegrenzt ist gegen Aussenstehende, die zum eigenen Vorteil betrogen und herabgewürdigt werden dürfen.
Die Frage, ob der Westen in einer Clan-Ethik vereinigt sei, werden viele grotesk finden, weil er mit dem Anspruch auf die ethische Oberhoheit über die ganze Welt auftritt und deshalb von sich als der «westlichen Wertegemeinschaft» spricht. Natürlich ist der Westen nicht der Ansicht, es handle sich bei seinem Anspruch auf die ethische Oberhoheit über die ganze Welt um Vormundschaft über die Staaten und Menschen des Nicht-Westens. Der Westen würde die Meinung, der Nicht-Westen sei ethisch nicht auf der gleichen Höhe wie er, und müsse deshalb im Recht unterwiesen werden, zurückweisen. Dass es sich beim Nicht-Westen um unter ihm stehende Völker handle, würde der Westen auf keinen Fall behaupten, sondern es handle sich um Menschen, die von ihren bösen Regierungen befreit werden müssten, obwohl zugegeben werden müsse, dass China, Indien, Mesopotamien und Ägypten schon Hochkulturen gewesen seien noch bevor der Westen das antike Griechenland und das antike Rom vorzuweisen hatte.
Das Gute in den Augen eines Clans
Die USA haben den Anspruch, dass die Regierungen dieser Welt das tun, was die USA wollen und der Zustand des Guten ist für sie dann erreicht, wenn diese Ambition realisiert ist.
Welches Verständnis des Guten haben die USA?
Ihr Verständnis des Guten besteht im Prinzip des Auswechselns des Personals von Regierungen, um so die Welt besser zu machen.
Sagt der Begriff, den die USA vom Guten haben, etwas aus über ihre Fähigkeit der Würdigung des Menschen? Von einem politischen Akteur, der damit auftritt, das Gute zu verbreiten, würde man die Fähigkeit der Würdigung des Menschen auf jeden Fall erwarten! Aber was ist überhaupt von einem politischen Akteur zu halten, der damit auftritt, er verbreite das Gute und darunter versteht, das Personal der Staatsführungen anderer Länder auszuwechseln (mittels Geld, Gewalt, Unterwanderung, Krieg)?
Von Leuten, die mit dem Anspruch auftreten, das Gute zu verbreiten, wird erwartet, dass sie geistig und charakterlich etwas zu bieten haben. Sonst sind sie am Ende nur Betrüger, die mit Gewalt etwas schlechter machen, das vorher besser war. Wie steht es diesbezüglich mit den USA? Was haben die USA – und in diesem Zusammenhang ist es angebracht, auch den besten Freund der USA, das heisst, Israel, in die Überlegungen miteinbeziehen! – der Welt geistig zu bieten? Die USA, bzw. ihre Protagonisten, können der Welt nur das bieten, was sie in ihrem eigenen Land verwirklicht haben!
Das aussenpolitische Treiben der USA analytisch zu betrachten, das heisst, nicht auf der Basis der gängigen Medien, führt zur Einschätzung, dass es sich beim aussenpolitischen Handeln der USA um ungeheuerliche Frechheit handelt, die aber als völlig selbstverständlich gilt, da ein ethischer Grund für das Eingreifen in das Leben anderer Staaten und Bevölkerungen angegeben wird. Sich als Konsument der West-Medien völlig selbstverständlich als ethischer Lehrmeister über zwei Drittel der Welt zu fühlen, erinnert an die Zeit als weisse Missionare den Schwarzen, Gelben und Braunen den richtigen Glauben brachten und ihre weltlichen Herren das Land in Besitz nahmen. Im Jahr 2021 funktioniert diese Art von Selbstüberhebung über andere Völker nicht mehr genauso, ihr Kern – der moralisch-ethische Dünkel – ist aber der gleiche. Darum können die Meister der politischen Korrektheit und der Gendersprache, die sich seit neuem ‘woken’ nennen, problemlos für gewaltsame Auslandeinsätze im Namen von ‘Schutzverantwortung’ und ‘humanitärer Intervention’ stark machen – ausser gerade im Gaza-Streifen zum Beispiel.