
Man könnte sagen, das Objekt einer Wahnidee existiere nur im eigenen Geist als Objekt, oder Vorstellung des Bewusstseins, aber es gebe nicht etwas, das diesem Objekt ausserhalb des eigenen Bewusstseins, in der Wirklichkeit, entspreche. Wahnideen können auch kollektiv sein!
Da eine Wahnidee nicht auf Aufnehmen, Empfangen, Einsehen zurückgehen kann, muss ihr Grund im Wollen, Glauben, Hoffen, in Angst, oder einer Abwehrhaltung gesucht werden. Bei kollektiven Wahnideen kann im Spiel sein, dass sie aus Gründen der Machtausübung bewusst in die Welt gesetzt worden sind.
Die perfekte Wahnidee kann nicht in Verbindung mit der Materie stehen, da diese dem absoluten Anspruch dieser Idee Grenzen setzen würde.
Wenn ich z.B. die Idee eines Baumes habe, nicht eines bestimmten, existierenden Baumes, sondern allgemein eines Baumes, dann ist diese Vorstellung Objekt meines Bewusstseins. Aber diese Vorstellung geht zurück auf etwas tatsächlich Existierendes, einen realen Baum. Wenn ich jetzt aber z.B. die Idee von etwas habe, das null sinnliche Wahrnehmbarkeit hat, aber z.B. Wunder wirken kann, indem es z.B. Wasser in Wein verwandelt, dann ist zwar dieses Wunder-wirkende auch ein Objekt meines Bewusstseins (oder Vorstellung meines Bewusstseins), aber es kann nicht von diesem Objekt ausgegangen werden – da es rein geistig, und somit nicht fassbar ist – sondern es muss vom Wasser ausgegangen werden, das zu Wein geworden ist, und daraus auf die Ursache geschlossen werden. Ob der Vorstellung (Objekt) in meinem Geiste, etwas ausserhalb meinem Geiste entspricht, hängt also davon ab, ob tatsächlich Wasser in Wein verwandelt worden ist, und falls ja, ob die Schlussfolgerung auf etwas rein geistig Wirkendes richtig ist. Jedenfalls ist der Ausgangspunkt für die Existenz von etwas rein Geistigem etwas Sinnliches: Wasser und Wein.
Wie ist etwas völlig Unsinnliches vorstellbar?
Eine Zahl, oder ein Wort ist nicht etwas völlig Unsinnliches. Völlige Abwesenheit von Sinnlichkeit kann man sich durch einen Willen vorstellen, der rein geistig sei, und der auf etwas Sinnliches wirke, oder dieses erst hervorgebracht habe.
Wie steht der Wille zum Sein? Der Wille ist nicht das Sein selber – ausser er werde als das gesehen, was das Sein konstituiere, sei es der Person, oder des Seins überhaupt. Bei einer allmächtigen Person würde man erwarten, dass ihr Wille das Sein selber sei: er bestimmt was ist, wie es ist, was geschieht, wie es geschieht. Bei einer allmächtigen Person würde man erwarten, dass Wille und Verstand, als auch das Sein ein und dasselbe sind – wie so etwas allerdings noch Person zu nennen ist, die einen Willen habe, das ist ein andere Frage, denn Wille bedeutet unweigerlich eine Aufspaltung: in sich selber und das Gewollte.
Ein Mensch ist nicht die eigene Voraussetzung – gerade weil er ein wollendes Wesen ist. Bei einer allmächtigen Person allerdings kann man doch sagen, sie sei die eigene Voraussetzung – gibt es doch nichts von dem sie nicht die Ursache ist; wo aber bleibt dann das Wollen, der Wille? Zu sagen, eine allmächtige Person sei die Voraussetzung ihres eigenen Wollens, ist allerdings ein Widerspruch, da Wollen und Allmacht einander ausschliessen. Sich eine von jeher wollende, das heisst, in gewisser Weise unbefriedigte Person als Gottperson vorzustellen, hat doch etwas Widersinniges.
Der Gipfelpunkt ist, dass Materie zwar der Wille – und die Voraussetzung der Realisierung eines Willens – ist, die Person aber, die diesen Willen hat, völlig frei von Materie sei.
Ursache und Wirkung: Gottperson und Physis (Materie)
Beim Ursache-Wirkung-Verhältnis gibt es zwei „Zustände“: den Ausgangszustand und den veränderten Zustand. Die Ursache gibt an, wie es zur Veränderung gekommen ist. Die Wirkung bezeichnet den veränderten oder den anderen Zustand.
Das heisst, bezüglich Gottperson und Materie:
– Ausgangszustand: reiner Geist, bzw. Gottperson
– veränderter Zustand: reiner Geist, bzw. Gottperson, plus Materie
Daraus muss geschlossen werden, dass der Ausgangszustand, das heisst, der „reine Geist“, oder die Gottperson, nicht das Sein (die Wirklichkeit) selber sein kann, da zu ihm noch etwas hinzukommt: die Materie.
Das Konzept der semitischen Religion:
Ein Sein, das die Ursache eines andern Seins sei, über das es – willkürliche – Macht habe. Die Ursache der Veränderung ist der Wille – das Wollen – des reinen Geistes, d.h. der Gottperson. Ursache-Wirkung-Verhältnis bedeutet einen Zusammenhang, der in einer Abfolge besteht.
Da es keine Ursache ausserhalb der rein geistigen Person geben kann, stellt sich die Frage, wie Materie nicht zum Sein dieser Person gehören könne? – Die Voraussetzung der – materiellen – Wirklichkeit sei die rein geistige Person, das heisst, es gebe zwei Wirklichkeiten, aber doch nur eine. Das Sein sei gleichzeitig im Zustand der Materie und im Zustand des Geistes – natürlich nebeneinander, nicht ineinander. Und wie ist die rein geistige Person von einer anderen Person abgegrenzt? durch den Willen.