Satan, oder nur menschliche Schwäche in der sexuellen Situation?

Unter Satan kann man einen Menschen von vollendeter Verstellung, und unvorstellbarer Gemeinheit verstehen, in der Sexualität läuft das auf hinterhältige Obszönität hinaus, die einen – übergestülpten – Rahmen der Schamhaftigkeit haben kann.

Durch Selbstbefriedigung allein mit mir selber zum Orgasmus zu kommen, bietet im Allgemeinen – wenn noch geeignete Hilfsmittel wie Fetische oder Videos zur Verfügung stehen – kein Problem. Die Situation des Zusammenseins mit einem realen Partner ist allerdings eine andere – dann ist diese Person wirksam, nicht bloss die Fantasie: Dieser Mensch würde es schätzen wahrgenommen zu werden, und die Übereinstimmung mit ihm kann nicht durch seine Reduktion zu einem stimulierenden Fantasieprodukt erfolgen, sondern muss über dessen Persönlichkeit geschehen – immerhin könnte die Situation der Sexualität ein Gipfelpunkt der Verbindung zweier Menschen sein, die sich sympathisch finden. Wenn z.B. der Mann mental so strukturiert ist, dass seine Lust durch das Erfassen seines Gegenübers nicht angestachelt wird, sondern er es auf ein Fantasieobjekt reduzieren muss, um zum Höhepunkt zu kommen, dann kann es zwar sein, dass er sich sehr zu ihm hingezogen fühlt (es liebt), aber letztlich nur wie ein Fremder auf diesem Planeten ist.  

Ohne die gütige Beihilfe der Frau, die den Mann in seiner Einschränkung des Auffassens ihrer eigenen Person „sextechnisch“ – grimassierend, stöhnend, stellungsmässig, Illusion gebend – unterstützt, das heisst, sich selber zum gewünschten Fetisch reduziert, wird es diesem allerdings nicht unbedingt zum Höhepunkt reichen. Durch einen eventuellen Kinderwunsch, oder Liebe, ist sie im Allgemeinen bereit, sich in diese abartige Situation zu schicken.

Sexualität – wenn die beidseitige Erfüllung stattfindet – ist die Situation, in der sich das Sein in seiner Totalität, Ganzheit, oder Unendlichkeit zeigt. Sexualität ist dann die Situation, in der die räumliche Trennung der Körper aufgehoben ist, und eine Vermischung des Geistes der einen Person mit dem der andern stattfindet, oder ihre Einheit. Das bedeutet die – momentane – Aufhebung der Kontrolle in der räumlichen Distanz, das heisst, von etwas, das der am individuellen Wollen festgemachte Mensch nicht zulassen kann. Dass es auf der Welt unermesslich viele Körper gibt, aber nur einen Geist, entspricht nicht der Mentalität Satans!

Um den Partner in der Sexualität nicht in seinem ganzen Sein wahrzunehmen, könnte auch die Rolle eines Gläubigen geeignet sein. Das Göttliche jedenfalls wird der Gläubige in seiner Sexualpartnerin nicht finden können, da das, was er als Göttliches verehrt, eine rein geistige, wollende, allmächtige Person ist, deren Eigenschaft es ist, über alles Macht zu haben, und dessen Ursache zu sein. Darauf bezieht sich die Gottesfurcht des Gläubigen, nicht auf die unendlichen Zusammenhänge des Seins der Natur und des Menschen, die in seinem Gegenüber zu finden wären.

Satan hat zum Gegenstand der Lust das Verhältnis der Macht, Unterhaltung, Herabwürdigung, oder Gier, aber nicht das des Fühlens einer Einheit. Wenn ich in seinen Willen einwillige, begebe ich mich in die unergründlichen Zusammenhänge von jemandem, der nur Herr oder Knecht sein kann!

Im Zustand des Orgasmus bin ich ganz bei mir selber; in gewisser Weise entspricht das mehr dem Gefühlszustand der Unterwerfung als der willensmässigen Gerichtetheit in der Position der Macht: Möglicherweise wechselt deshalb der Machtorientierte in der sexuellen Situation in die Rolle des Unterwürfigen (Masochisten) – eine Rolle, die der Gläubige schon von seiner Religion her kennt.

Möglicherweise gibt es im Charakter eines Menschen Entscheidendes, das sich nur im sexuellen Beisammensein zeigt (und vielleicht nur für einen unsichtbaren Dritten, der die Vorgänge beobachten könnte, und seine Schlüsse daraus ziehen).

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