Hat der Satz: «Wir werden euch keine Schwierigkeiten machen, aber ihr müsst tun, was wir euch sagen» den gleichen Inhalt wie der Satz: «Wir beschützen euch, dafür sind wir eure Herrscher»? Wir können diese Frage konkret anhand des Verhältnisses USA zu Saudi-Arabien studieren:
Bekanntlich haben Saudi-Arabien und die Opec+-Organisation beschlossen, die Öl-Produktion um 2 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen – eine Entscheidung, die den Wünschen der USA entgegengesetzt ist. Wie wird der Präsident der USA auf die Nicht-Erfüllung seiner Wünsche reagieren? In folgendem Artikel können Sie darüber lesen:
http://antikrieg.com/aktuell/2022_10_16_fuenfmoeglichkeiten.htm
Biden könne zum Beispiel Saudi-Arabien seinen Schutz entziehen, indem es ihm keine Waffen mehr liefere und mit dem Krieg gegen den Jemen werde es dann auch schwieriger, weil diese Waffen auch gegen den Jemen eingesetzt werden.
Vermutlich sind die USA der Meinung, Saudi-Arabien habe (zusammen mit den Opec+-Staaten) seine Entscheidung getroffen, ohne vorher seinen Verstand zu gebrauchen, will sagen, ohne in Betracht zu ziehen, auf den «Schutz durch die USA» eventuell verzichten zu müssen, was heisst, es habe nicht mit dem Iran eine Verständigung gegeben – Schutz braucht man bekanntlich gegen Feinde nicht gegen Freunde oder kooperative Staaten. Waffen sind für die USA ein wichtiger Exportartikel – das Wegfallen von Milliarden von Dollars für diesen Export-Artikel würde die «Produktivkräfte» der USA treffen.
Wenn die USA von Schutz für ein anderes Land reden, ist damit mehr oder weniger Militärpräsenz verbunden. Wenn diese aus Saudi-Arabien – und auch noch den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) – verschwindet, schwindet parallel dazu der Einfluss der USA im Nahen Osten – was die USA doch eigentlich auch nicht wollen.
Nicht jeder schätzt einen Beschützer, der von ihm fordert, zu seinem Nachteil zu handeln. Das Problem mit den USA bzw. für die USA ist, dass sie die Mentalität haben, ihr Verhältnis zu anderen Staaten nur über Macht zu regeln und aus den anderen Staaten zu ihrem Vorteil alles herausholen, was möglich ist (mittels militärischer Gewalt, finanziellem Druck, medialer Denunziation, Intrigen, Infiltration der Regierungen anderer Staaten mit «eigenen» Leuten). Ein solches Verhalten hätte zu der Zeit der archaischen Stammesgesellschaften nicht zu Widersprüchen geführt – aber spätestens seit der Ausrufung von Menschenrechten und Gleichberechtigung der Staaten kann von anderen Ländern nicht mehr gefordert werden, sie hätten ein Sklavenstaat des Herrenstaates zu sein. Von daher die Frage: Sind die USA ein moderner, zeitgemässer Staat? Und die weitere Frage: Warum verarmt der grösste Teil der Bevölkerung der USA zusehends, wenn doch ihre Regierung auf der Welt alles ausbeutet, was es auszubeuten gibt?!